Der blaue Vogel by Utta Danella

Der blaue Vogel by Utta Danella

Autor:Utta Danella [Danella, Utta]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Tags: Roman
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2014-07-01T07:32:06+00:00


Der fremde Mann

Christine brauchte am nächsten Tag Cornet nicht zu holen. Winnie hatte in Friedrichshagen übernachtet und kam auf ihm nach Hause geritten.

»Wo warst du denn auf einmal? Alle haben dich gesucht. Olaf war richtig wütend. Und Jost hat ihn fürchterlich angepflaumt. Auch sein Vater hat ihn ausgelacht. Er sei der letzte Nachtwächter, dass er es nicht einmal merke, wenn sein Mädchen ihm weglaufe. – Christine!« Winnie bebte vor Neugier. »Hast du was mit Olaf?«

»Das ist eine ganz und gar lächerliche Idee, und du weißt es«, sagte Christine kalt.

»Puh! Was du für Augen machst! Friss mich nur nicht gleich. Es hörte sich so an. Ich kann mir’s ja auch nicht denken. Olaf hat immer so schicke Freundinnen. Ich hab’ ja zwei oder drei kennengelernt. Und bin immer geplatzt vor Eifersucht. Wie sollte der denn ausgerechnet auf dich kommen.« Es klang nicht sehr schmeichelhaft, wie Winnie es sagte. Aber das machte Christine nichts aus. Winnie hatte andere Maßstäbe. Sie beurteilte Frauen nach ihrer Aufmachung, ihrer Kleidung, nach dem Glamour, den sie ausstrahlten. An Christine – so gern sie sie mochte – hatte sie niemals weibliche Reize entdecken können.

Von Olaf hörte Christine in der folgenden Zeit nichts, und sie atmete auf. Vermutlich hatte sie sich kindisch benommen. Vielleicht gehörte das dazu, wenn man einen vergnügten Abend feierte und ein paar Gläser trank. Winnie hätte das als ganz normal angesehen. Nur sie war eben gänzlich unerfahren in diesen Dingen.

Dass Olaf sich nicht meldete, hatte verschiedene Gründe. Ein wenig verärgert war er gewesen, weniger durch Christines Abwehr als durch den Spott seiner Familie. Aber so etwas konnte ihn nicht nachhaltig beeindrucken. Sein Entschluss, sich Christine zu holen, stand fest. Christine war ihm sicher, so dachte er. Das würde er schon hinkriegen, wenn es so weit war. Zunächst einmal hatte er eine Reise vor. Um diese Zeit verreiste er meist. Arbeit gab es nicht mehr allzu viel, die Jagd war geritten, die Ruhe, die nun einkehrte, behagte ihm nicht für längere Zeit.

Im Jahr zuvor war er in Paris gewesen, anschließend in London, wo er viele Freunde besaß. Dieses Jahr war eine Bildungsreise geplant. Er hatte eine Freundin in Hamburg, eine sehr aparte Frau, lukrativ geschieden, die früher einmal Kunstgeschichte studiert hatte und nun wieder auf diesem Gebiet tätig werden wollte. Das Geld, das sie von ihrem geschiedenen Mann erhielt, ermöglichte ihr ein freies Leben, sie ließ sich Zeit mit der Wahl eines Berufs. Außerdem machte sie sich Hoffnung auf Olaf. Sie war dreißig Jahre alt, sehr attraktiv, sehr verliebt in Olaf. Und Friedrichshagen gefiel ihr ausnehmend gut, dort später einmal die Herrin zu sein, erschien ihr sehr verlockend.

Olaf dachte nicht im Traum daran. Eine Liebesaffäre, sei sie noch so wohlgelungen, war eine Sache, eine Heirat eine andere. Er kannte diese Frau seit seiner Rückkehr aus Texas, sie hatten sich auf dem Flug kennengelernt. Damals war Marlene noch verheiratet. Das Verhältnis zwischen ihr und Olaf währte seit der Scheidung, denn sie hatte die günstigen Bedingungen, die eine schuldlose Scheidung ihr boten, um alles in der Welt nicht in Gefahr bringen wollen.



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